Wenn Mama oder Papa an Krebs erkranken

HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 10. Juli 2021). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Die Diagnose „Krebs“ schlägt wie ein Blitz ein. Aufregung, Wut, Hoffnung, Angst – eine Mixtur an Gefühlen, die sich kaum sortieren lässt. Schnelle Entscheidungen werden getroffen, um rasch in die Behandlung zu kommen. Und dann sind da noch die Kinder!

Was sage ich? Soll ich überhaupt etwas sagen? Wie schaffe ich es, dass meine Kinder nicht darunter leiden, dass ich krank bin. Solche oder ähnliche Fragen hört Sonja Richter oft. Sie ist Diplom-Sozialpädagogin, Familientherapeutin und Psychoonkologin bei KiYo (Kids & Youngsters), der Beratungsstelle für krebskranke Eltern.

Zunächst hilft es, so Richter, sich nach dem ersten Diagnoseschock erst einmal selbst zu sortieren. „In der Regel empfehle ich, die Kinder über die Diagnose aufzuklären, wenn auch nicht sofort, aber damit auch nicht allzu lange zu warten!“ Kinder haben ein besonderes Gespür dafür, dass in der Familie etwas nicht stimmt, dass etwas anders geworden ist. Untersuchungen belegen, dass ein Tabu oder Geheimnis in der Familie für Kinder schlecht zu verarbeiten ist. Sie fühlen sich ausgeschlossen, machen sich ihre eigenen Gedanken zur Situation und entwickeln möglicherweise Verhaltensänderungen. Das kann das Kind nachhaltig ungünstiger beeinträchtigen, als jede schlimme aber aufrichtige Wahrheit.

Deshalb ist es wichtig, Kinder kindgerecht zu informieren – auch die Kleinsten! „Aber ich kann die Eltern gut verstehen“, sagt Richter. Eltern schweigen oder sagen Halbwahrheiten, weil sie ihre Kinder schützen und ihnen Sorgen und Ängste ersparen wollen. Eine wohlgemeinte Strategie, die sich ins Gegenteil kehren kann. Damit beides gut gelingt – das offene Gespräch über die Krankheit und der Schutz der Kinder – berät Sonja Richter gemeinsam mit den Eltern und ihren Kindern, welche Bewältigungsmöglichkeiten sie für sich hilfreich entwickeln können.

INFO:
KiYo – Kids & Youngsters
Beratungsstelle für krebskranke Eltern
ICCA (Interdisziplinären Cancer Center) am Uniklinikum Augsburg,
Stenglinstr. 2, Verwaltungsgebäude 1, Augsburg
Tel.: 0821 / 65 05 89 60, kiyo@awo-augsburg.de

Die Beratung ist unverbindlich und kostenlos (Spenden willkommen).

www.awo-augsburg.de/modellprojekte/kiyo-beratungsstelle-fuer-krebskranke-eltern.html

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