Das Thema „Was ist eine nachhaltige Unternehmenskultur?“ ist gerade in Pandemie-Zeiten sehr gefragt: Am 24.11.2020 waren weit über 100 Teilnehmer bei der digitalen Veranstaltung live dabei. Im Live-Stream aus dem Westhouse Augsburg und an digitalen Thementischen gaben Referentinnen und Referenten Einblicke in ihre Unternehmensbeispiele.
Seit 2017 treffen sich beim Nachhaltigkeitstag Wirtschaft A³ Unternehmer und Unternehmerinnen, Akteure aus Wirtschaft und Politik, um sich über die aktuellen Themen im Bereich Nachhaltiges Wirtschaften auszutauschen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie digital statt: Im Live-Stream wurde die Begrüßung, die Keynote von Stefanie Hornung und die Podiumsdiskussion übertragen. Im Anschluss daran fanden die Thementische in digitalen Räumen statt und die Teilnehmer wurden hier zum Austausch eingeladen. Die Regio Augsburg Wirtschaft organisiert die Veranstaltung für die Stadt Augsburg mit Unterstützung der Stadtwerke Augsburg. Reiner Erben, Umweltreferent der Stadt Augsburg, und Dr. Wolfgang Hübschle, Wirtschaftsreferent, sind überzeugt: „Wir möchten mit dem Nachhaltigkeitstag den Unternehmen zeigen, welche Vorteile Nachhaltiges Wirtschaften bringen kann und wie ein Wandel, beispielsweise über eine nachhaltige Unternehmenskultur, gelingen kann.“
Nachhaltige Unternehmenskultur
Nachhaltigkeit, Verantwortung, Klimaschutz und vieles mehr sind Stichworte, die heute nicht nur an Bürger, sondern vor allem auch an Unternehmen herangetragen werden. Wie diese Themen und Werte ins Unternehmen integriert werden, zeigt sich auch in der Kultur eines Unternehmens. Die Unternehmenskultur benennt die soziale Ordnung eines Unternehmens mit grundlegenden Werten, einer angestrebten Vision und der Beschreibung des Weges dorthin, der Mission, mit festgelegten Handlungsprinzipien. Michael Reinhardt, Speaker beim Nachhaltigkeitstag und Experte für Unternehmenskultur, rät Unternehmen, sich die Frage nach dem Sinn zu stellen: „Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur, unabhängig davon, ob diese bewusst formuliert ist oder nicht. Sie ist die Grundlage für die Strukturen, die Kommunikation und insbesondere für Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens.“ Den Kern bildet der Purpose, der grundsätzliche Sinn für das Bestehen eines Unternehmens und den Mehrwert, den es über seine Angebote geben möchte. Die Unternehmenskultur ist damit der sinngebende Rahmen und prägt das tägliche Handeln nach innen und außen und damit den Weg, den das Unternehmen geht.
Gemeinsame Werte
Das Wirtschaften von Unternehmen muss nicht nur auf Gewinnoptimierung und Konkurrenzdenken aufgebaut sein. Eine ethische Marktwirtschaft, die auf unternehmerischen Werten basiert, möchte eine gute Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit finden. Uta Börger, Inhaberin des liesLotte Verlags ist überzeugt: „Unsere gelebte Wir-Kultur ermöglicht den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein höchstes Maß an Sinnhaftigkeit, Zugehörigkeit, Orientierung und Identifikation mit dem Verlag. Ich bin überzeugt, dass moderne werteorientierte Führung die Weichen für Freiraum, Schöpferkraft, Innovation, und damit auch gesellschaftlichen Erfolg einer Firma stellt.“ So sieht es auch Stephan Batteiger, Mitgründer der Peerigon GmbH: „Der Schlüssel liegt meiner Meinung nach in der Partizipation. Grundlegende Sachverhalte sollten im offenen Diskurs geklärt werden, der nicht anhand eines Machteingriffs gekürzt oder gar beendet wird. Es bedarf hier genügend Zeit damit stabile Säulen der Unternehmenskultur entstehen können.“
Neue Vergütung = New Pay
Zur Kultur eines Unternehmens gehört auch eine offene Kommunikation, das gibt auch für das Thema Vergütung: „Für das Buch „New Pay“ habe ich gemeinsam mit meinen Co-Autoren viele „New-Work-Organisationen“ untersucht und sieben zentrale Dimensionen beobachtet: Transparenz, Selbstverantwortung, Partizipation, Flexibilität, Wir-Denken, Permanent Beta und Fairness. Doch ein Feld bleibt meist außen vor: die Vergütung. Über das Gehalt zu sprechen ist noch immer ein Tabu.“, so Stefanie Hornung, Expertin für innovative Vergütungssysteme und Keynote-Speakerin auf dem Nachhaltigkeitstag Wirtschaft. Mit ihrem Vergütungssystem setzen Unternehmen entscheidende Signale, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. Wenn die Ausrichtung nicht zur gewünschten Unternehmenskultur passt, sind statt wirksamer Transformation Störgefühle vorprogrammiert. Deshalb geht es bei New Pay um einen Prozess hin zu einem kulturadäquaten Vergütungssystem.
Wirtschaft im Umbau
Nachhaltigkeit kann auch durch eine zentrale Anlaufstelle im Unternehmen organisiert werden. Ursula Brandhort-Burk ist seit Ende letzten Jahres Bereichsdirektorin für Nachhaltigkeit und Zukunftsstrategie der Stadtsparkasse Augsburg und ist überzeugt: „Nachhaltigkeit erfordert Umdenken und evolutioniert die Unternehmenskultur. Als traditionell nachhaltig engagiertes Unternehmen können wir auf Vielem aufbauen und müssen dennoch auch auf die Entwicklung der Märkte reagieren.“ Die gesamte Wirtschaft ist im Umbau und Finanzunternehmen müssen auch auf die Veränderungen reagieren und gerade Firmenbewertungen nach Nachhaltigkeitskriterien implementieren. Dabei kann eine zentrale Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen helfen. Bei Dr. Florian Samweber, Leiter der Stabsstelle Innovation bei den Stadtwerken Augsburg, laufen viele Aktivitäten oder strategische Konzepte zusammen: „Die Strategie der swa wird regelmäßig gemeinsam mit allen Bereichen erarbeitet und aktualisiert. „Die Nachhaltigkeit“ ist dabei ein fester Bestandteil, der sich durch das gesamte Unternehmen zieht. Alle Bereiche sollen – und wollen – stetig noch nachhaltiger werden. Langfristig werden wir beispielsweise unsere CO2 Emissionen auf Null reduzieren.“
Digitale Diskussion
Im Anschluss an den Live-Stream konnten die Teilnehmer in den digitalen Austausch gehen und über Themen wie New Pay, Führung & Partizipation, Kulturwandel & Kommunikation oder inwiefern Nachhaltigkeit Treiber für die Unternehmenskultur sein kann. Im Austausch wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet, die Unternehmen eine erste Orientierung für den eigenen Weg hin zu einer nachhaltigen Unternehmenskultur geben können. „Wir freuen uns, dass auch dieses Angebot von den Unternehmen aus der Region so stark angenommen wurde und auf diese Weise auch ohne reale Präsenz ein Austausch möglich wurde“, so Andreas Thiel, Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH.
Die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH ist aktiv in den Bereichen Regionalmarketing und Regionalmanagement für den Wirtschaftsraum Augsburg. Themenschwerpunkte sind A³ Standortmarketing, Fachkräftesicherung, Technologietransfer, Nachhaltigkeit, Unternehmernetzwerke und Stärkung regionaler Identität. Die Gesellschafter sind Stadt Augsburg, Landkreis Augsburg und Landkreis Aichach-Friedberg. Weitere Informationen zur Gesellschaft gibt es unter www.regio-augsburg-wirtschaft.de