Ökologie und Transparenz

HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 14. August 2019). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Unsere nächsten Schritte auf dem Weg zur Gemeinwohlbilanz

liesLotte hat sich mit sieben Firmen aus der Region Augsburg auf den Weg zur Gemeinwohlzertifizierung gemacht. In ihren regelmäßigen Treffen beleuchtet die Peergroup insgesamt 20 Themen, die das Gelingen ihrer Beziehungen zu MitarbeiterInnen, KundInnen, LieferantInnen, GeldgeberInnen und zum gesellschaftlichen Umfeld beleuchten. Im Juli standen
die nächsten beiden Themen, die die Zuliefererkette betreffen, auf der Agenda.

Ökologische Nachhaltigkeit in der Zuliefererkette

Welche Rohstoffe und Materialien werden eingesetzt? Welche Art von Energie wird genutzt? Nach welchen Kriterien werden Rohstoffe und Dienstleistungen ausgewählt? Das sind nur einige der Fragestellungen, die in diesem Themenbereich die Auswirkungen der Produktion und der zugelieferten Rohstoffe und Dienstleistungen auf die Umwelt beleuchten.

liesLotte hat sich mit diesem Thema umfassend beschäftigt, denn immerhin druckt der Verlag sein Familienmagazin in einer Auflage von 30.000 Heften sechsmal im Jahr und das nachhaltige Stadtmagazin Purpur mit einer Auflage von 15.000 Heften zweimal im Jahr. Während bei Purpur bereits zu 100% auf Altpapier ohne optische Aufheller gesetzt wird, wurde bei liesLotte eine Umstellung auf Altpapier zwar schon öfter angedacht, konnte jedoch aus Kostengründen noch nicht umgesetzt werden. „Wenn wir für liesLotte Altpapier würden sich die Kosten alleine fürs Papier verdoppeln. Derzeit ist es uns aber wichtiger, es allen regionalen Akteuren zu ermöglichen, sich in unseren Produkten zu präsentieren. Das gelingt nur durch eine faire Preisgestaltung
für unsere Anzeigenkunden“, so Inhaberin Uta Börger.

Umweltbewusstsein bei liesLotte

Und doch wird nicht eine Billigdruckerei im Ausland beauftragt, sondern auf Regionalität, langfristige, persönliche Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit bei der Wahl der Druckerei gesetzt. Die Druckerei Walch, Familienunternehmen in vierter Generation aus Haunstetten, vereint all dies. „Es ist schon spannend, wie man sich in die ganze Thematik hineindenkt und so auch bei seinen Zulieferern hinterfragt und dazulernt“, so Angelina Blon, die als liesLotte-Mitarbeiterin bei der Erarbeitung der GWÖ-Themen unterstützt. „Wir haben viele Gespräche mit Johanna Mayr-Walch zur Druckthematik geführt und auch selbst viel dazu recherchiert.“ In der Druckerei werden die Farben des württembergischen Farbherstellers Siegwerk verwendet. Dieser hat erbgutschädigende Substanzen zuverlässig aus seinen Druckfarben entfernt, sich dem Problem der „Deinkbarkeit“, von dem die Recyclingfähigkeit bedruckten Papiers abhängt, gewidmet und die Molekularstruktur der Farben so angepasst, dass sie beim Deinking-Prozess ausgespült und fachgerecht entsorgt werden können. Sämtliche Papierabfälle der Druckerei werden zu 100%, nach Qualitätsstufen getrennt, recycelt.

„Durch die Beschäftigung mit der Thematik überdenkt man auch seine eigenen Abläufe“

„Durch die Beschäftigung mit der Thematik überdenkt man auch seine eigenen Abläufe“, gesteht Uta Börger. „So haben wir im Büro auf 100% Recyclingpapier umgestellt, verwenden energieeffi ziente Geräte und trinken nur noch Biokaffee.“ An anderen Stellen wird umweltschonendes Verhalten schon lange gelebt, wie etwa bei der plastikfreien Auslieferung aller Produkte.

Transparenz und Mitentscheidung in der Zuliefererkette

Das zweite behandelte Thema ist die Transparenz in der Zuliefererkette, die als Grundvoraussetzung für ein ethisches Beschaffungsmanagement auch anderen ermöglicht zurückzuverfolgen, von wem und unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden. Außerdem geht es hier auch um die Mitentscheidung von Lieferanten bei Themen, die sie betreffen. Besonders engagiert in diesem Bereich ist das Herzstück Horgau.

Beispiel aus der Praxis

Das Herzstück Horgau hat seine Organisationsform bewusst als Genossenschaft gewählt, da diese einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb ermöglicht. „Möglichst alle Zulieferer, die wir als Partner sehen und bezeichnen, sind Teil der Genossenschaft“, sagt Mitbegründerin Anja Dördelmann. Sie sind damit Mitbesitzer des Herzstücks, haben also Mitspracherecht. Bei Entscheidungen stimmen alle Genossenschaftler, also auch die Zulieferer, demokratisch ab. Alle Partner sind bei den regelmäßigen Mitgliederversammlungen dabei, wo es um Zukünftiges, Wirtschaftlichkeit und alles weitere Wissenswerte geht. Transparenz ist nicht nur ein Kriterium für die Zertifizierung, sondern auch ein grundlegendes Merkmal für Zusammenarbeit der Herzstückler, auf das sie selbst besonders achten.

Um die Mitentscheidung ihrer Zulieferer noch intensiver und effizienter zu gestalten, gibt es sogenannte Partnerrunden. Hier besprechen etwa die Landwirte, wer was wann liefert. Dadurch ergeben sich Absprachen für den Anbau, also Planungs- und Abnahmesicherheit für die einzelnen
Zulieferer. Aber auch wenn neue Produkte kreiert werden, wie etwa die Herznudeln, setzen sich die Partner zusammen. Die Landwirte, die die Freiland- Bioeier und das Mehl liefern, diskutieren direkt mit dem Hersteller der Nudeln über die kürzesten Wege, die besten Lieferzeiten und alle weiteren Notwendigkeiten rund um die Zusammenarbeit. „Beim Herzstück geht es nicht um Konkurrenz, sondern um die gemeinsame und gegenseitige Abstimmung“, so Anja Dördelmann. „Wir möchten Lösungen gemeinsam suchen, nicht nur, aber vor allem wenn es irgendwo hakt.“

Das Herzstück Horgau möchte seine Zulieferer aber auch sichtbar machen.Denn es ist ihnen wichtig, dass die zukünftigen Käufer der Produkte wissen, wer sie hergestellt hat und wo sie gewachsen sind. Daher wird auf den Etiketten der jeweilige Produzent mit seinem Gesicht abgebildet, zu sehen bereits auf dem ersten Biobier der Westlichen Wälder, das exklusiv
für das Herzstück in Adelsried gebraut wird. „Das soll zeigen, wie sehr wir unsere Lieferanten wertschätzen, aber auch Transparenz bieten.“ Ein Schwabenlogo, das zeigt, wo in der Region das Produkt gewachsen oder hergestellt wurde, ist gerade in Arbeit.

Das Herzstück Horgau, ein Dorfladen mit Kaffeewirtschaft, entsteht derzeit in Horgau. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, das Landwirte und Produzenten aus der Region zusammenbringt, um konsequent bioregionale Produkte zu vermarkten.
www.herzstueck-horgau.de