Ladenzeile: Kuscheliges Erlebnis im Wollladen Augenstern

HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2018). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Redakteurin Helga Sturz erzählt ihr kuscheliges Erlebnis im Wollladen Augenstern…

Ich stricke nicht. Ich häkle auch nicht. Und ich hatte nie einen besondern Bezug zu Wolle. Ansonsten besitze ich einen Wollschal, den ich nicht trage, denn er kratzt mich. Also auf alle Fälle habe ich genügend Fragen mitgebracht. So ehrlich habe ich mich bei Kathrin Fleischmann vorgestellt. Das ist die Besitzerin des kleinen Ladens Augenstern, Wolle und Kunsthandwerk, in Oberhausen. Sie lacht. Sie habe ja als Kind schon gerne gestrickt, da ihr die damalige Kleidung nicht gefiel. Außerdem ist Stricken entspannend, kann fast überall und nebenzu getätigt werden. Ihr kleiner Laden eröffnete 2013, nachdem sie sich im Vorfeld viele
Gedanken über mögliche Hersteller gemacht hatte. Denn bei der billigen Wollgewinnung ist häufig Tierquälerei und schädliche Chemie mit im Spiel. Am wichtigsten waren ihr dabei Qualität und Ökologie. Diese beiden Punkte hängen mit der Wertigkeit der Wolle direkt zusammen. Sie bezieht die Wolle, oder auch Garne genannt, vom „Atelier Zitron“ einem deutschen Familienunternehmen, dessen Produkte Spitzenqualitäten haben. Ihre Herstellung erfolgt nach Oeko-Tex Standard 100, Produktklasse 1. Der gesamte Produktionsablauf, vom Rohgarneinkauf über die Färbung oder einer weiteren Veredelung bis hin zum fertigen Wollknäuel wird bei Atelier Zitron streng überwacht. Das liegt Kathrin Fleischmann am Herzen; somit kann sie zu 100 Prozent hinter ihren Produkten stehen. Und während sie erzählt, strahlen ihre Augen. „Nur wenn ein Tier gesund ist, kein Leid erfährt und keinen Mangel hat,“ sagt sie, „ist auch die Wolle gut.“ Das klingt einleuchtend.

„Fühlen Sie einmal“, und ich bekomme einen Testknäuel in die Hand gedrückt. Er fühlt sich sehr weich und fein an. Eigentlich glaube ich, gar keinen Wollknäuel in den Händen zu halten. Er ist so superweich und so glatt und leicht … ein Traum! Die Sorte heißt Yak und besteht aus 70% Merino extrafine und 30% Yak, das ist ein tibetanischer Grunzochse. Die Yakfaser misst 16 Mikron. Ein Mikron entspricht 0,001 Millimeter und bestimmt die Qualität: Je kleiner der Faserdurchmesser, desto feiner und hochwertiger ist das Garn. Umso höher ist der Tragekomfort. Ebenfalls hauchdünne 16 Mikron hat die wertvolle Babywolle namens „gesa & flo“. Sie erfüllt die höchsten Umweltstandards und ist rein. Andere Babywollen sind häufig mit Polyacryl gemischt, doch diese ist aus 100% ultrafeiner Merino. Natürlich darf ich sie berühren.

Faszinierend – das sind Gefühlserlebnisse, die ich nicht erwartet hätte. Wenn ich da an meinen kratzigen Schal denke… „Meist ist es die Chemie der Färbung oder es ist nur gewöhnliche  Schurwolle mit festerer Faser, die auf der Haut nicht vertragen wird,“ klärt mich Kathrin Fleischmann auf. Ja, die Mischung macht’s. Das Merinoschaf ist übrigens eine Feinwoll-Schafrasse. Doch noch ganz andere Tiere können wertvolle Produkte für Garne liefern. Wie beispielsweise die Angoraziege, deren Wolle Mohair heißt. Angorawolle dagegen wird vom Angorakaninchen gewonnen. Oder Alpakas, die zur Familie der Kamele gehören, und auch das Kamelhaar selbst ergeben sehr wertvolle Wollen. Nicht zu vergessen die Schmetterlingsart Maulbeerspinner, dessen Seidenraupen für die Kokons aus der erlesenen Maulbeerhaspelseide verantwortlich sind. Wertvolle Tiere!

Welche Wolle sich für welches Projekt am besten eignet, dazu berät Kathrin Fleischmann: sie kennt die Zusammensetzungen ihrer unterschiedlichsten Wollsorten und -farben, in den deckenhoch sortierten Regalen. Natürlich hilft sie auch bei der benötigten Nadelstärke und Wollmenge. Für das fertige Stück hat sie noch einen Tipp: Wollprodukte möglichst nicht waschen, sondern bei feuchtem Wetter einfach raushängen, denn Wolle reinigt sich von selbst. Ansonsten die Handwäsche der Vollwäsche vorziehen und spezielle Wollwaschmittel verwenden. Diese gibt es, neben verschiedenen Nadeln, etwas Kurzwaren und Fachliteratur hier auch zu kaufen. Ob ich jetzt zu stricken beginne, weiß ich noch nicht. Aber für alle Fälle nehme ich mir zwei Knäuel mit. Für einen weichen Schal!? Oder vielleicht werde ich sie
auch einfach nur in meinen Händen halten…

Info: AUGENSTERN – WOLLE UND KUNSTHANDWERK
Kathrin Fleischmann, Glückstr. 15, 86153 Augsburg
Tel. 0821 / 47 86 45 06, Mobil: 0152 / 29 22 94 88
www.augenstern-wolle.de
Di, Mi, Fr: 14 – 18 Uhr, Do: 14 – 20 Uhr