Die Wechseljahre markieren eine Phase tiefgreifender körperlicher und seelischer Veränderungen im Leben einer Frau. Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen sind bekannte Begleiter. Diese Lebensphase der Frauen wird oft übersehen, beschwiegen, verlacht. Man spricht lieber von Triathlons und Cabriolets der Männer, während menopausierende Frauen mit Schweiß und Schwermut assoziiert werden. Für viele Frauen stehen die körperlichen Verluste im Mittelpunkt, das eigene Altern rückt näher.
Doch das, was sich im Frauenkörper bewegt, geht weit über das Biologische hinaus. Es ist eine Zeit des Wandels, des Loslassens und der Neuorientierung. Wenn der Zyklus endet, endet nicht nur die Fruchtbarkeit. Auch äußere Rollenbilder – als Mutter, Partnerin, Versorgerin – werden hinterfragt. Was bleibt, wenn das Tun, das jahrelang geprägt hat, in den Hintergrund tritt? Für viele Frauen ist dieser Übergang eine Einladung zur Innenschau: Wer bin ich jenseits meiner Funktion? Was möchte ich wirklich? Was nährt mich? Was habe ich aufgeschoben?
In traditionellen Kulturen wurde diese Lebensphase als Aufstieg in die Weisheit geehrt. Die „weise Frau“ war jene, die die Rhythmen des Lebens kannte und anderen mit ihrer Erfahrung zur Seite stand. In der heutigen Gesellschaft dagegen fehlt oft ein bewusster Rahmen für diesen Übergang. Viel wird über Hormone gesprochen, wenig über die tiefere Bedeutung dieser Schwelle. Doch die Wechseljahre bieten die Chance innezuhalten. Mag sein, wir verlieren Jugend – doch wir gewinnen Tiefe. Vielleicht zieht das Kind aus – aber auch ein neuer Lebensplan ein? Wer bin ich, wenn niemand etwas von mir erwartet? Was möchte noch geboren werden in meinem Leben?
Der Blick richtet sich nach innen. Alte Verletzungen können heilen, nicht gelebte Anteile dürfen ans Licht. Vielleicht ist die Hitze, die uns durchströmt, gar kein Makel – sondern Feuer. Sie brennt fort, was nicht mehr dient. Sie will wandeln. Aus dieser Hitze des Wandels entsteht neue Klarheit. Es geht nicht mehr darum, zu gefallen oder zu funktionieren, sondern darum, sich selbst zu genügen. Werte verschieben sich, Prioritäten ändern sich. Was früher wichtig war, verliert an Bedeutung – und neue Lebensziele können entstehen.
Für manche Frauen geschieht dieser Prozess leise, fast unbemerkt. Für andere zeigt er sich in Form von Brüchen, körperlichen Beschwerden oder innerer Unruhe. In beiden Fällen ist er eine Schwelle, die bewusste Aufmerksamkeit verdient. Wer in dieser Zeit lauscht und dem inneren Kompass folgt, entdeckt einen neuen Reichtum: Die Freiheit, sich selbst die wichtigste Stimme zu sein. Diese Wandlungszeit ist Geschenk und Einladung. Sie will dich nicht kleiner machen, sondern freier. Sie fragt nicht, wie alt du bist, sondern wie lebendig. Von Uta Börger.
Fr 03.10., 9 – 17 Uhr Workshop: Schwelle Wechseljahre
Gruppenworkshop im kleinen Frauenkreis mit gemeinsamen Ritualen in der Natur, um diese heilige Schwelle bewusst, achtsam & liebevoll zu überschreiten und einzutauchen in den Wandel, das Loslassen und den Neubeginn, den Abschied und die Entfaltung, die Tiefe und die Leichtigkeit.
Mit Uta Börger, Augsburg-Firnhaberau, Anm.: www.herz-wurzeln-weisheit.de