Sisterhood: Reden wir über finanzielle Gewalt

Grafik Sisterhood Adobe Stock Maria Skrigan

Was bedeutet es, eine Frau zu sein? Gibt es das typisch Weibliche? In dieser neuen Rubrik möchten wir uns mit dem „Frausein” in verschiedenen Facetten beschäftigen. Wir schreiben über Themen wie Frauengesundheit, Körperlichkeit, Sexualität, aber auch über Diskriminierung, feministische Gedanken und gesellschaftliche Strukturen. Wir möchten damit Frauen stärken und Gleichberechtigung weiter ins Bewusstsein von uns allen rücken.

5. Reden wir über finanzielle Gewalt

Wir müssen über ein Thema reden – ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Es spielt sich im Privaten ab, viele betroffene Frauen bleiben still. Und daher wird sie nur selten als das erkannt und benannt, was sie ist: finanzielle Gewalt. Sie stürzt vor allem Mütter in Existenznöte, Frauen in Altersarmut, sie beutet aus, erniedrigt.

Finanzielle Gewalt kann man definieren als finanzielle Abhängigkeit, die missbraucht wird – von Ehepartnern, Vätern oder (Schwieger-)Eltern auf Basis von Traditionen, alten Rollenbildern, gesellschaftlichen Normen, Gesetzen und mit Unterstützung von Helfershelfer:innen in Banken und Anwaltskanzleien.

Es beginnt mit uns Frauen, die schon von Haus aus in schlechter bezahlten Berufen arbeiten oder schlicht weniger verdienen als männliche Kollegen. Und geht so weiter mit Frauen, die in Ehen oder Partnerschaften leben und deren Männer die finanzielle Abhängigkeit der Frauen ausnutzen und Macht ausüben über Geld – subtil oder sogar ganz offen.

Es gibt (Ehe-)Frauen, die sich nicht darum kümmern oder es ihnen vorenthalten wird, wieviel ihr Partner verdient, ob Familienvermögen da und wie es angelegt ist. Oder sie einem Ehevertrag zustimmen soll, in dem eine Gütertrennung ohne Ausgleich festgelegt ist. Dadurch werden vorsätzlich Machtgefälle hergestellt, die die Rechte einer Seite verletzen.

Kommen Kinder auf die Welt, wird die Care-Arbeit der Frau nicht gewertschätzt – schon gar nicht finanziell. Die Erwerbsarbeit liegt brach, sie gibt vielleicht ihr Business auf oder arbeitet gerade noch auf 520-Euro-Basis. Sie zahlt keine Rentenbeiträge mehr ein, sonstige Lebensversicherungen ruhen zugunsten des Hauskredits fürs neue Eigenheim. Wenn das Paar dann noch nicht mal verheiratet ist … Bei einer Trennung steht sie finanziell vor dem Nichts.

Und genau dann, wenn die Partnerschaft und die Ehe endet, tritt gern diese finanzielle Gewalt in weiterer Spielart zutage: Kennen wir nicht alle alleinerziehende Mütter in unserem Umfeld oder sind gar selbst eine, die die gleichen Erlebnisse erzählen: Sie erhalten keinen oder unregelmäßig oder nur einen Bruchteil Kindesunterhalt von ihrem Ex-Mann. Wollen Frauen dagegen vorgehen, wird ihnen gedroht.

Raus aus der Hilflosigkeit!

Alle diese Geschichten zeigen auf, dass natürlich auch mehr Eigenverantwortung von uns Frauen gefragt ist, sich um finanzielle Belange zu kümmern und die eigenen Rechte durchzusetzen. Das Hauptproblem zeigt sich jedoch darin, dass wir Frauen oft – auch heute noch – in äußerst verstrickten Abhängigkeiten stecken, die scheinbar keinen Ausweg bieten. Gewalt und Machtmissbrauch über den finanziellen Hebel erniedrigt, macht hilflos und ohnmächtig. Finanzielle Gewalt als Problem zu benennen, ist der erste Schritt. Wir Frauen müssen uns umfänglich informieren, unsere Rechte kennen und für bessere Gesetze gegen finanzielle Gewalt eintreten.

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Bild: Adobe Stock, Maria Skrigan