Nazan Simsek, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg, im liesLotte-Gespräch über die Bedeutung von Frieden für Kinder.
In der heutigen Zeit erfahren wir erneut, wie wertvoll und von großer Bedeutung der Frieden ist. Einst sagte Willy Brandt zutreffend „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“
Frieden ist weitaus mehr, als das Fehlen von Kriegen. Der Friedensbegriff ist vielschichtig bedeutsam und hat einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern.
Kinder in einem friedvollem Umfeld können sich besser entwickeln und konzentrieren. Ein friedvolles Umfeld schafft Sicherheit und Stabilität. Kinder haben dann eine bessere psychische Gesundheit, sind weniger ängstlich oder gestresst. Sie sind zuversichtlicher, bedingt durch den emotionalen Halt, den sie erfahren.
Auch für die Bildung und die soziale Entwicklung ist Frieden unabdingbar. Frieden stärkt und fördert die Entwicklung und Bildung von Kindern. Er ist eine wesentliche Tragsäule für das Miteinander, für Freundschaften, Toleranz, Respekt dem anderen gegenüber und der Wertschätzung von kultureller Vielfalt. Kinder haben ein Recht auf eine unbeschwerte Kindheit, auf ein friedliches Aufwachsen. Sie dürfen erwarten, dass sie nicht zu Leidtragenden der Streitigkeiten von Erwachsenen werden.
Es ist der Frieden, der es Kindern ermöglicht, ihre Kindheit zu leben, Raum für ihre kindlichen Bedürfnisse zu haben, ja, vor allem zu lachen und unbefangen Erfahrungen zu sammeln. Es liegt in der Verantwortung der Erwachsenen, für den Frieden einzutreten, um der Generation von morgen nicht nur eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen, sondern auch eine Chance, ihre Träume wahr werden zu lassen.
Die heutigen Kinder und Jugendlichen haben durchaus belastende Erfahrungen zu verarbeiten: die Pandemie und die damit verbundenen Auflagen gefolgt von verstörenden Kriegsbildern und Nachrichten aus der Ukraine und aus dem Nahen Osten.
Eltern stehen vor der Herausforderung, die Unbeschwertheit ihrer Kinder erhalten zu wollen, jedoch auch mit den Kindern über den Krieg und den damit verbundenen Konsequenzen zu
sprechen.
Grundsätzlich ist es richtig und wichtig, mit den Kindern über Geschehnisse auf der Welt zu sprechen, Kindern zugänglich zu machen, dass das „Wir“ größer ist und die Welt global. Sich mit Ereignissen zu beschäftigen, kann das Verständnis und das Mitgefühl fördern. Auch erlangen Kinder hierdurch Kenntnisse über die geografische Lage eines Landes, dessen Geschichte und Politik.
Insbesondere über Handy sind Kinder jedoch oftmals einer Flut von Bildern und Nachrichten ausgesetzt. Dies kann nicht nur verwirrend sein, sondern auch zu Angst oder gar zu Trauma führen.
Das Kind bedarf daher unbedingt der Unterstützung. Den Kindern sollte auf ihre Fragen ehrlich und alters- aber auch entwicklungsgerecht geantwortet werden. Man sollte jedoch davon Abstand nehmen, Kinder ungefragt mit Details zu belasten, vor allem sollte es sich nicht um ein Monolog handeln, sondern um einen Austausch. Geben Sie dem Kind Raum und Zeit, Rückfragen zu stellen und zu diskutieren. Auch bedarf es einer Sensibilisierung der Überprüfung von Quellen, denn nicht alles im Netz muss wahr sein.
Bei all den Nachrichten und Ereignissen wird deutlich, dass Kinder am meisten unter den Kriegen leiden. Dabei ist in Artikel 38 der UN-Kinderrechtskonvention ansich verankert, dass Kinder nicht an Kriegen beteiligt werden dürfen. „Wenn wir wahren Frieden auf der Welt erlangen wollen, dann müssen wir bei den Kindern anfangen“ (Mahatma Gandhi). Bedenken wir: „Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.“ (Richard von Weizsäcker)
INFO:
Kinderschutzbund Augsburg
Volkhartstr. 2, Augsburg
www.kinderschutzbund-augsburg.de
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