Nein heißt Nein! Ich will das nicht!

Kind mag nicht gefüttert werden
HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 28. Mai 2023). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Nazan Simsek, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Augsburg, im liesLotte-Gespräch über Kinder und ihre Gefühle.

Es erfordert eine große Portion Mut, „Nein“ zu sagen und dies auch laut zu tun, vor allem zu einem Erwachsenen. Da ist nicht nur der sichtbare Größenunterschied, das Aufschauen zum Erwachsenen, sondern auch die Erkenntnis, dass Erwachsene „Bestimmer“ sind. Häufig wird der Widerspruch eines Kindes gegenüber Erwachsenen in der Erziehung untersagt. Erwachsene geben die Regeln vor und sagen, was das Kind machen soll und was nicht.

Dabei hat ein Kind das Recht auf Selbstbestimmung. Das Kind darf also nachfragen oder widersprechen, wenn die Erwachsenen etwas von ihm fordern. Dies gilt umso mehr, wenn die körperliche Selbstbestimmung betroffen ist. Ein „Nein, ich mag dich nicht umarmen“ oder „Nein, ich will nicht auf den Schoß“ sind deutliche Grenzsetzungen des Kindes, die es zu respektieren gilt. Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten, sie haben ein Recht auf Grenzsetzung. Dies ist Ausfluss ihres Selbstbestimmungsrechtes.

Es ist wichtig mit Kindern über Emotionen zu sprechen und ihnen deutlich zu machen, dass jeder mal eine Portion Mut braucht, auch die Erwachsenen. Im Gespräch nicht vorzugreifen, hilft dem Kind erzählen und beschreiben zu können, wie es sich fühlt. Es gilt, offene, kindgerechte Fragen zu stellen und dem Kind Zeit zu lassen, die Gefühle selbst zu erfassen und zu verstehen. Zudem kann man durchaus ein Kind in kindgerechter Sprache auf schwierige Situationen vorbereiten: gemeinsam mit dem Kind können sich Eltern dann überlegen, welche mutigen Wege es geben kann und wo man sich Hilfe holen kann.

Dies stärkt das Selbstwertgefühl des Kindes. Ein Kind lernt in Gesprächen mit Erwachsenen, emotionales Verständnis und somit seinen eigenen Gefühlen zu trauen und diese ernst zu nehmen.

Kinder lernen viel durch Beobachten von Erwachsenen. Eltern sollten also mit gutem Beispiel vorangehen, denn sie haben mit ihren persönlichen Einstellungen und Werten Einfluss auf den Umgang der Kinder mit auftretenden Herausforderungen. Eine liebevolle Begleitung und zugewandte Bestärkung fördert nicht nur die Bindung, sondern zeigt dem Kind auch, dass es ernst genommen wird. Eine gute Bindung wiederum ist eine wichtige Voraussetzung, um sich bei den Bezugspersonen Hilfe holen zu können und sogenannte schlechte Geheimnisse, unangenehme Themen oder Probleme, anzusprechen. Dies sind bereits die ersten Schritte zu einer präventiven Erziehungshaltung.

Eltern sind bestrebt, insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit des Kindes, Vorsorge zu treffen. So geht man zum Beispiel zum Zahnarzt oder der Zahnärztin um Karies vorzubeugen. Aber auch die Seele Ihrer Kinder braucht Vorsorge, denn das emotionale und seelische Gleichgewicht ist ebenfalls wichtig für das Wohlbefinden Ihrer Kinder.

Die sogenannte präventive Erziehungshaltung will die Kinder bestärken, „Nein“ zu sagen, sich Hilfe zu holen und Unangenehmes anzusprechen. Präventive Projekte, wie die von der Anlaufstelle für Kinderschutz, unterstützen die Eltern beispielsweise in Form von Vorträgen oder wenden sich direkt an die Kinder.

Der Kinderschutzbund Augsburg und dessen Anlaufstelle für Kinderschutz bietet ganz konkret zum Thema Prävention vor sexuellem Missbrauch den Vortrag „Kinder stärken = Kinder schützen“ an.
Ganz neu gibt es ab März außerdem das Präventionsprojekt „Glitzi und die starken Drei“ für Kinder in der Vorschule bis zu acht Jahren. In vier mal 60 Minuten erfahren die Kinder mit tanz- und theaterpädagogischen Methoden etwas über den Umgang mit ihren Emotionen. Sie lernen, dass sie das Recht haben „Nein!“ zu sagen und dass über ein schlechtes Geheimnis zu reden, kein Petzen ist. Das Präventionsprojekt „Glitzi und die starken Drei – Kinder und ihre Gefühle“ kann von Einrichtungen, Kindergärten und Grundschulen bei der Anlaufstelle für Kinderschutz gebucht werden.

INFO:
Kinderschutzbund Augsburg
Volkhartstr. 2, Augsburg

www.kinderschutzbund-augsburg.de

Foto: Adobe Stock, Marko Novkov