Die Schauspiellehrerin und Sprecherin Karla Andrä bereichert seit vielen Jahren Augsburgs Kulturszene mit Musik- und Lyriktheaterstücken vor allem für Kinder. Durch ihre Verwebung von Spiel, Sprache, Wort und Klang machte sich die Künstlerin einen Namen für gute Unterhaltung und gelungene Kulturvermittlung. Gemeinsam mit dem Musiker Josef Holzhauser realisiert sie in ihrem „FaksTheater“ Musiktheaterstücke für ganz kleine Zuschauer. Die Stadt Augsburg ehrte Karla Andrä 2019 für das außergewöhnliche Literaturprojekt Buchstabentheater für Kinder mit dem Zukunftspreis. Immer wieder Thema ihrer kulturvermittelnden Tätigkeit: die deutsche Geschichte und der Horror des Nationalsozialismus. Karla Andrä ist wichtig, dass wir die Gräuel des Zweiten Weltkrieges und das unfassbare Unrecht gegenüber den Juden nicht vergessen. Ihr ist es ein echtes Anliegen, der Opfer zu gedenken und die Wachsamkeit für Warnzeichen zu schulen, damit wird nicht zulassen, dass sich derartiges Leid je wiederholt. Umso mehr freut Karla Andrä, dass sie im Rahmen des Ausstellungsprojektes „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ eine Lesung von Anne Franks Tagebuch für Jugendliche einrichten darf.
Herzstück des Projekts ist eine Wanderausstellung, konzipiert vom Anne-Frank-Zentrum Berlin und dem Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Im November wird diese in Augsburg zu sehen sein, selbst in einem Ort des Erinnerns: Sie hängt in der „Halle 116“ in Pfersee, einem ehemaligen Außenlager des KZ Dachau.
Die Ausstellung gibt auf großen Bildwänden Einblick in die Lebenswelt von Anne Frank vor dem Hintergrund des national-sozialistischen Terrors und thematisiert Mechanismen von Diskriminierung und Rassismus.
Am Wochenende kann „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ von der Öffentlichkeit besucht werden, sie richtet sich aber vor allem an Besuche von Schulklassen. Eine Besonderheit ist, dass die Jugendlichen nicht von Erwachsenen durch die Exponate geführt werden, sondern von Gleichaltrigen, vorher geschulten „Peer guides“. Rahmenprogramm begleitet: Für Erwachsene werden ein Stadtrundgang entlang der 50 Stolpersteine angeboten, Lesungen, Vorträge und Filme gegen das Vergessen. Schulklassen können ergänzend zum Ausstellungsbesuch an Diskussionen zum Thema Rechtspopulismus oder an verschiedenen Lesungen teilnehmen. Darunter auch: Die szenische Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank mit Karla Andrä.
Jenem Zeitzeugnis der jugendlichen Jüdin, die aus dem Versteck vor den Nazis an ihr Tagebuch „Kitty“ wie an eine beste Freundin schrieb. Es ist ein Buch, das bewegt. Auch Karla Andrä. Sie fasziniert die Qualität des Schreibens und die unglaubliche Lebensfülle und Hoffnung des Buches. Die „kleine Poetin“ Anne Frank erzählt vom Alltag, von Lebensträumen, der ersten Liebe genauso eins zu eins wie von den Einschränkungen für Jüdinnen und Juden und ihrer Angst. Eine öffentliche Lesung ist in Planung.
INFO:
Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte
13.11. – 03.12.2020, Sa: 13 – 17 Uhr , So: 11 – 17 Uhr
„Halle 116“, Karl-Nolan-Str. 2 – 4, Augsburg
Führungen für Schulklassen: Mo – Fr: 9 – 15 Uhr
Anm.: bommas@kulturparkwest.de
Aus dem Begleitprogramm für Erwachsene:
Filmvorführung + Gespräch:
- Sa 21.11.2020, 11 Uhr: „Die Stille schreit“ Geschichte der
jüdischen Augsburger Industriellenfamilien Friedmann
und Oberdorfer. Gespräch mit Familienangehörigen - So 29.11.2020, 11 Uhr: „Anna, ich hab Angst um dich“
Das Leben der Augsburger Ehrenbürgerin Anna Pröll,
die aktiven Widerstand gegen das NS-Regime leistete.
Vortrag „Aus ganz Europa zur Zwangsarbeit verschleppt:
Die Häftlinge des KZ-Außenlagers Pfersee („Halle 116“)
Referent: Reinhold Forster: Mo 16.11.2020, 18.30 Uhr
Zeughaus-Begegnungszentrum, Zeugplatz 4, Augsburg,
3. OG, Filmsaal, ø, Anm.: veranstaltungen.d3@augsburg.de oder 0821 / 324-3031
Foto: Adobe Stock, Silvio