Das Pilotprojekt “Achtsam am Anna” – Erst Achtsamkeit, dann Mathe! Innere Ruhe und Ausgeglichenheit im Schulalltag

Die Achtsamkeitslehrerinnen (v.l.) Isabel Kerwien, Dr. Christa Abd El Baky und Silia Giussani
HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 15. Mai 2019). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Diese Woche geht das fünfwöchige Projekt “Achtsam am Anna“ am Gymnasium bei St. Anna zu Ende. Ein Team von drei Augsburger Achtsamkeitslehrerinnen besuchte  zweimal  pro Woche neun ausgewählte Klassen der Jahrgangsstufen fünf bis zehn im  Unterricht und führte kurze Übungen zum achtsamen Atmen und zur Körper- und  Selbstwahrnehmung mit den Schülerinnen und Schülern durch.  Alle Beteiligten waren im  Vorfeld gespannt und auch ein bisschen nervös, wie die Kinder und Jugendlichen das  Angebot annehmen würden. Nach fünf Wochen steht fest: Dass es so gut angenommen würde, das hatte keiner zu hoffen gewagt. Die Reaktionen waren für die drei Achtsamkeitslehrerinnen Isabel Kerwien, Silia Giussani und Dr. Christa Abd El Baky teilweise geradezu überwältigend. Isabel Kerwien, selbst Lehrerin am Bayernkolleg, berichtet: „Das Zwischenfeedback in einer neunten Klasse nach der zweiten Woche war bei einigen so tiefgründig und reflektiert, dass mir klar wurde, wie viel die Schüler tatsächlich von den Übungen profitieren.

Auch wenn erwartungsgemäß anfangs noch einige Kicherer aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler als Reaktion auf die teilweise ungewohnten Übungen zu vernehmen waren, so merkten die Jugendlichen schnell, wie gut diese ihnen tun, und es wurde von Woche zu Woche ruhiger. Ein Schüler aus der sechsten Klasse stellte nach einer am Yoga angelehnten Körperübung fest: „Am Anfang stand man da und fühlte sich allein und mit nichts verbunden. Gegen Ende hatte man das Gefühl, mit der Erde verbunden zu sein.“ Eine Schülerin aus der zehnten Klasse kommentierte: „Ich finde die Übungen sehr hilfreich. Besonders die Atemübung hilft mir vor Schulaufgaben und allgemein mich zu beruhigen. Ich hoffe, dass noch mehr Klassen die Möglichkeit für so ein Achtsamkeitstraining bekommen.“ Eine weitere Zehntklässlerin kommentierte: „Ich fand jede Übung sehr interessant und es macht Spaß, sie auszuprobieren und auch zu Hause zu wiederholen. Gerne würde ich diese Übungen jede Woche bis zum Ende des Schuljahres machen!“

Das vom Elternbeirat angestoßene Projekt stieß schon im Vorfeld auf breites Interesse bei der Lehrerschaft. Einige Lehrer führen nun bereits auf einhelligen Wunsch ihrer Klassen selbst entsprechende Übungseinheiten direkt vor Schulaufgaben durch und beobachten eine stressreduzierende und konzentrationsfördernde Wirkung bei den Kindern und Jugendlichen.Eines ist auch klar: Wenn der Effekt von Dauer sein soll, müssen die Übungen weiterhin regelmäßig praktiziert und in den Schulalltag integriert werden. Aus diesem Grund haben sich die Anna-Lehrer eine Fortbildung von den Trainerinnen gewünscht. Der Workshop fand bereits in dieser Woche statt, damit die Lehrer nach den Osterferien nahtlos mit ihren Klassen weiter Achtsamkeit üben können.

Das Projekt hat gezeigt, dass ein großes Bedürfnis bei Kindern und Jugendlichen vorhanden ist, in einer Welt der äußeren Reize und des Leistungsdrucks Strategien zur besseren Selbstwahrnehmung und zum Erreichen innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zu erlernen. Diese Erfahrung bestärkt die Trainerinnen darin, sich für einen breiten Einzug von Achtsamkeitspraktiken in den bayerischen Schulalltag zu engagieren. Dr. Christa Abd El Baky erklärt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass es bei regelmäßiger Anwendung ganz normal sein wird, den Unterricht mit der einen oder anderen Übung zu beginnen. Und schon nach dieser kurzen Zeit kann man aufgrund der zahlreichen sehr reflektierten Rückmeldungen sagen, dass die Schüler genau die Wirkungen verspüren, die diese Übungen haben und deren Wert erkennen.“ Silia Giussani formuliert ihr Ziel noch deutlicher: „Der Bezug zum Körper, das Zulassen von Ruhe, die geistige Reflektion und das Eintauchen in Regenerationsphasen sind wichtige Zustände, die Kinder und Jugendliche für eine gesunde und selbstbewusste Entwicklung erlernen sollten. Ich werde mich in Zukunft dafür einsetzen, dass das Schulfach ‚Achtsamkeit’ in den Lehrplan aufgenommen wird, da ich davon überzeugt bin, dass diese Veränderung einen positiven Effekt für alle Beteiligten und die Gesellschaft mit sich bringt.“ Schulen, die Interesse an dem Projekt haben, können sich per E-Mail unter silia@dergrueneraum.de mit den Projektverantwortlichen in Verbindung setzen.

Info: Auf Initiative des Elternbeirats des Gymnasiums bei St. Anna hat sich ein Team von drei Trainerinnen, Silia Giussani, Feldenkrais- und Yogalehrerin, Dr. Christa Abd El Baky, Naturwissenschaftlerin und Yogalehrerin und Isabel Kerwien, Oberstudienrätin am Bayernkolleg, Achtsamkeits- und Yogalehrerin, zusammengefunden und Übungen für den Einsatz im Unterricht erstellt. Sie haben diese fünf Wochen lang im Unterricht am Gymnasium bei St. Anna in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn angeleitet und die Lehrer dazu fortgebildet. Sie möchten ihr Projekt in Zukunft auch an anderen Schulen durchführen und setzen sich dafür ein, dass Achtsamkeit ein fester Bestandteil des Schulalltags wird.