Es ist ein schweres Schicksal, das Familien ereilt, wenn ein Kind unheilbar erkrankt oder ein Familienmitglied stirbt. Mit dem Projekt „Wind in der Mähne“ gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendhospizdienstes der Malteser in Günzburg leisten Christine Strasser-Harr und Erwin Reitmeier auf ihrem Hof „Seelengrübchen“ ehrenamtlich tiergestützte Trauerarbeit.
Mit Rückenwind nach vorne schauen
Tobias steht auf Vinur vom Zusamblick, dem gutmütigen Islandpferd, er voltigiert an der Loge. Es zaubert ihm ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, erstmals seit der Diagnose, dass seine Schwester unheilbar erkrankt ist. „Wir möchten die sogenannten Schattenkinder, die in einer solchen Situation erst mal im Hintergrund stehen, mit unserem Angebot stärken“, erzählt Christine Strasser-Harr. Die ausgebildete Palliativ-Care-Fachkraft begleitet auch in der Trauerphase sowie erkrankte Kinder und Jugendliche. Mit altersgerechten Methoden, aber vor allem über die Pferde gelangt sie an die Emotionen der Kinder: „Die Tiere öffnen Blockaden. Sie sind bedingungslos da und werten nicht“. Egal, ob das Pferd weinend geputzt wird, auf dem Pferd geturnt oder schnell geritten wird, es geht darum, die Trauer zuzulassen, es in Ordnung zu finden, wie man fühlt. Oder dem Toten einen Ort zu geben: „Hier oben auf dem Pferd bin ich meiner Oma im Himmel näher“.
Anders, aber auch schön
„Die tiergestützte Begleitung, die unser Projekt „Wind in der Mähne“ bietet, soll den Kindern in ihrer Trauer wieder Selbstvertrauen ins eigene Leben geben, trotz des Schicksalsschlags. Sie sollen erahnen, dass das Leben auch ohne diesen Menschen weitergeht. Anders, aber auch anders schön“, so das Ziel des Projekts, wie es Sylvia-Maria Braunwarth von den Maltesern in Günzburg zusammenfasst. Mit dem Kinder- und Jugendhospizdienst begleiten sie Familien in der Lebenszeit, die ihnen gemeinsam bleibt, wenn ein Kind oder ein Elternteil eine lebensbegrenzende Erkrankung diagnostiziert bekommt, aber auch in der Trauerphase. „Wind in der Mähne ist ein zusätzliches und außergewöhnlich schönes Angebot“, freut sich Sylvia-Maria Braunwarth, die dieses gemeinsam mit Seelengrübchen gegründet hat.
Zeit und Begegnung für die Seele
Seelengrübchen ist aber noch viel mehr. Auf dem Hof bieten Christine Strasser-Harr und ihre Familie tierpädagogische Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die körperliche oder geistige Beeinträchtigungen, psychische Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten haben. Aber auch Kindergeburtstage, Wochenendfreizeiten und Gruppenerlebnistage kann man hier buchen, selbst Übernachtungen im wunderschön ausgebauten, mitten auf einer Obstwiese stehenden Bauwagen. „Es passieren hier unglaublich tolle Sachen.“
INFO:
Projekt „Wind in der Mähne“
Tiergestützte Begleitung für erkrankte Kinder und Jugendliche, deren Geschwister und Abschied nehmende Kinder und Jugendliche
- Seelengrübchen, Hauptstr. 60 a, Glött
Tel.: 01520 / 984 82 40
www.seelengruebchen.de - Malteser Hilfsdienst e.V.
Tel.: 08221 / 207 07 92
www.malteser-guenzburg.de