Eltern und Kinder im Ausnahmezustand

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HINWEIS: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr (Erscheinungsdatum: 31. März 2020). Es kann sein, dass Inhalte dieses Artikels sich geändert haben. Hier geht es zu unseren aktuellen Meldungen.

Tag für Tag hören wir in den Nachrichten vom Ausmaß des Corona Virus. Die Bilder, insbesondere aus Italien und Spanien prägen sich ein. Wir befinden uns in einem Ausnahmezustand und als Teil der Solidargemeinschaft steht jeder Einzelne von uns in der Verantwortung, unsere Mitmenschen zu schützen.

Wir als Erwachsene sind besorgt. Wir machen uns Sorgen um unsere Gesundheit, Arbeit, Versorgung, wir machen uns Sorgen um unsere Eltern und Kinder. Unsere Kinder spüren diese Sorgen und Ängste. Auch sie haben verstanden, dass sie sich nicht in den Ferien befinden. Ferien verbinden Kinder mit Spielen im Freien, Treffen mit Freunden und Spaß. Zudem gibt es in den Ferien keine Hausaufgaben. Die Kinder erfahren derzeit, dass sie Zuhause bleiben sollen, doch zeitgleich auch Hausaufgaben über die Schule erhalten. Sie können weder ihre Freunde, noch ihre Großeltern treffen. Für Kinder stellt sich die derzeitige Lage daher ebenfalls als Herausforderung dar. Kinder in dieser schwierigen Zeit aufzufangen, ihnen Halt zu geben, ist mitunter eine weitere Herausforderung, die sich für Eltern stellen kann, zumal die Arbeit mitunter auf Homeoffice umgestellt wurde und die Kitas und Schulen geschlossen sind.

Angst und Sorgen sind in Anbetracht der Corona Lage nachvollziehbar und auch begründet. Die Entwicklungen im Ausland und Inland können Sie nicht beeinflussen. Das Bewusstsein darüber keine Kontrolle zu haben, löst Angst und Sorge aus. Behalten Sie jedoch die Dinge im Blick, die Sie beeinflussen und kontrollieren können.

Schwierige Zeiten bergen auch Chancen. Die Chance sich auf das Wir zu besinnen, auf das Miteinander, sich wieder füreinander die Zeit nehmen zu können, gemeinsam zu spielen, zu backen, zu basteln, losgelöst von der Alltagshektik, welche wir tagtäglich logistisch bereits an sich zu bewältigen haben. Die Gesellschaft wurde entschleunigt. Menschen nehmen sich bewusst über Grenzen hinweg wahr, sie singen von Balkon zu Balkon, sie helfen sich und teilen Ängste, Sorgen und Gedanken.

Kindern zu signalisieren, dass alles gut wird, sie geborgen sind, ihre Eltern für sie da sind, entlastet zeitgleich die Eltern selbst. Wir brauchen im Umgang mit unseren Kindern nunmehr eine Leichtigkeit, die uns zum gemeinsamen Schmunzeln bringt. Machen Sie Sich nicht über unvollständige Hausaufgaben Gedanken, sondern darüber, wie Ihr Kind die Situation mit dem Virus erlebt, wie es Ihr Kind prägt. Ihre Kinder werden von dieser Zeit, das erzählen, was sie gemeinsam Zuhause unternommen, erlebt und gemacht haben.

Leben Sie im Hier und Jetzt. Geniessen Sie die gemeinsamen Augenblicke mit den Kindern. Unterstützen Sie Ihr Kind beim Lernen und den Hausaufgaben, wohlwissend, dass Sie nicht die Lehrerin/Lehrer sind und das Zuhause kein Klassenzimmer. Es ist ein anderer Rahmen, der es durchaus zulässt, sich dem Tempo des Kindes und der Umstände anzupassen. Es ist nicht wichtig wieviel an Hausaufgaben Ihr Kind am Ende geschafft hat. Durch die vorliegende Situation lernen Kinder das Wir und die Rücksichtnahme über die Familie hinaus.

Das Virus hat uns allen etwas, was wir im Alltag schnell vergessen, deutlich gemacht. Wichtig ist es, sich bewusst Zeit für die Menschen zu nehmen, die uns lieb sind.

Bleiben Sie alle gesund !

Ein Beitrag von Nazan Simsek, Vorsitzende des Augsburger Kinderschutzbundes.

Fotocredit: Adobe Stock, prostooleh