Editorial zur Geburt

Babyfüße

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Heute möchte ich einmal ein politisches Thema aufgreifen.

Die Reduzierung der Geburtsstationen und die sinkenden Zahlen der Hebammen machen mir große Sorgen. Wir Mütter haben nunmehr mindestens eine Geburt hinter uns. Es ist sicherlich das wichtigste Ereignis in unserem Leben gewesen. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Wir sind hindurch gegangen und haben nicht nur ein neues Wesen geboren, sondern auch uns selbst neu kennengelernt, unsere Weiblichkeit mit unserer tiefsten inneren Stärke zum Vorschein gebracht. Viele von uns Frauen haben dabei jedoch tatsächlich traumatische Erfahrungen gemacht. Warum? Weil wir in ungewohnter unsicherer Umgebung gebären. Weil die wenigen Hebammen überlastet sind, denen Zeit- und Kostendruck im Nacken sitzen. Vielleicht auch, weil wir verlernt haben, unserer Intuition, unserem weiblichen Bauchgefühl zu vertrauen.

Wir dürfen nicht hinnehmen, dass dieses urweibliche Thema Geburt weiter wegrationalisiert wird, dass Geld- und Zeitdruck natürliche Geburten verhindern. Wir Frauen müssen dafür kämpfen, dass wir die individuelle Zeit bekommen, die jede von uns benötigt, unseren schützenden Raum, einen liebevollen Rahmen und eine intensive Begleitung durch Hebammen weiter gewährleistet bleibt. Wir brauchen Hebammen, die uns tatsächlich beg-leiten können auf unserem Geburtsweg, den schon Millionen Frauen über Zehntausend Jahre durchgegangen sind.

Wir freuen uns über die Errungenschaften der Medizin, die viele Leben rettet. Aber die Geburt ist grundsätzlich erst einmal kein medizinisches Problem. Es muss parallel zur medizinischen Versorgung ein Angebot vorhanden sein, das ganz unkomplizierten natürlichen Geburten einen liebevollen Raum und Rahmen gibt.

Unsere Frauengesundheit ist viel zu wenig präsent in der Medizin, in der Polititk und in uns selbst. Wir müssen anfangen, Weiblichkeit zu stärken und aufstehen für unser Recht auf eine individuelle natürliche Geburt! Dazu darf zuerst einmal diese Erkenntnis in uns Frauen selbst reifen und wachsen.

Wir müssen für uns einstehen!

Eure
Uta Börger

 

Foto: Adobe Stock, Simon Dannhauer